Symbolfoto
Als freier Journalist lernst du schnell, dass der Auftrag selten mit dem letzten Satz endet. In vielen Lokalredaktionen gilt noch das Prinzip: Wer schreibt, der liefert auch die Bilder. Anfangs ist das ein Balanceakt – im einen Moment noch mitten im Interview, im nächsten suchst du das richtige Licht, um die Szene einzufangen.
Die Kamera wird zur zweiten Stimme. Sie muss nicht nur dokumentieren, sondern den Ton des Textes fortführen. Ein Konzertbericht ohne das Bild des Sängers im entscheidenden Moment wirkt unvollständig. Eine Reportage über eine Demonstration verliert an Kraft, wenn sie nur in Worten existiert.
Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür, wie sich eine Geschichte auch visuell erzählt. Man lernt, in Sekunden zu entscheiden, ob man die Kamera hebt oder den Stift weiterschreibt. Und manchmal ist das beste Foto eben kein technisch perfekter Schnappschuss, sondern eines, das das Gefühl des Augenblicks transportiert – mit allen kleinen Fehlern, die es lebendig machen.
So wurde das Fotografieren für mich kein lästiger Zusatz, sondern eine Erweiterung des journalistischen Handwerks. Ein zweites Werkzeug, das, wenn richtig eingesetzt, dem Text Tiefe gibt.