Symbolfoto

Es gibt Aufführungen, die leben nicht nur von den Akteuren auf der Bühne, sondern von den Menschen im Saal. Man spürt es schon, bevor das Licht erlischt: ein leises Raunen, das Rascheln von Jacken, ein Husten, das sich wie ein Signal durch die Reihen zieht. Das Publikum atmet gemeinsam – und gibt den Takt vor.

Manchmal ist es ein stilles, konzentriertes Atmen, das jede Pointe präziser wirken lässt. Ein anderes Mal ein nervöses Scharren, das den Darstellern unmerklich die Zügel lockert. Wer auf der Bühne steht, hört diese Sprache, auch wenn kein Wort gesprochen wird.

Ich habe Abende erlebt, an denen ein Publikum Schauspieler zu Höchstleistungen trieb – einfach durch gespannte Aufmerksamkeit. Ebenso gibt es diese zähen Vorstellungen, bei denen die Blicke im Saal flackern wie Kerzen im Durchzug, und jeder Satz sich doppelt so schwer anfühlt.

Das Publikum ist nie neutral. Es ist Komplize, Kritiker und heimlicher Regisseur zugleich. Wer das nicht erkennt, spielt ins Leere.

Am Ende des Abends, wenn der Applaus kommt, ist es nicht nur der Dank für das, was auf der Bühne geschah. Es ist auch ein stilles Nicken zwischen Bühne und Saal: Wir haben diesen Abend gemeinsam gemacht.

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