Symbolfoto

Es gibt Veranstaltungen, bei denen das Publikum nicht nur zuhört, sondern mitschreibt – mit Blicken, Reaktionen, spontanen Zwischenrufen. In solchen Momenten wird der Reporter zum stillen Teilhaber eines kollektiven Textes.

Ich erinnere mich an eine Lesung, bei der die Zuhörer jede Pointe mit einem kurzen Luftholen quittierten, als hätten sie gemeinsam den Satz erfunden. Manchmal reicht ein Nicken in der zweiten Reihe, um den Rhythmus auf der Bühne zu verändern. Oder ein leises Kichern hinten links, das die Stimmung kippt.

Für einen Journalisten sind diese Augenblicke Gold. Sie zeigen, wie lebendig Kultur sein kann – und dass Texte, Musik oder Theaterstücke nicht erst in den Köpfen der Kritiker weiterleben, sondern schon während der Aufführung in den Reaktionen des Publikums.

Das Aufschreiben solcher Nuancen ist eine stille Kunst: Man muss gleichzeitig beobachten, hören, fühlen – und dann die Essenz einfangen. Nicht jede Bewegung ist wichtig. Aber jede, die bleibt, erzählt von der Verbindung zwischen Bühne und Saal.

Am Ende steht nicht nur der Bericht über eine Veranstaltung, sondern ein Stück Zeitgeschichte, in dem das Publikum seine eigene Fußnote hinterlässt.

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