Es gibt Dinge, die unseren Alltag verändern – die Erfindung des Rads, die Entdeckung des Feuers und… die Kehler Pflanzcontainer. Ja, ihr habt richtig gelesen. Unsere Stadt hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den urbanen Raum mit überdimensionalen grünen Kästen zu „verschönern“, die Diskussionen hervorrufen, als handele es sich um die Mona Lisa im XXL-Format.
Seit Juli zieren fünf dieser riesigen Kästen unsere beiden wichtigsten Orte – der Marktplatz und der Bahnhof. Mit den Maßen von fast fünf Metern Länge und einer Breite von 2,55 Metern könnte man meinen, hier sei eine Ausgrabungsstätte für prähistorische Pflanzen im Gange. Doch weit gefehlt: Es handelt sich um eine noble Initiative, die uns Schatten spenden soll. Kostenpunkt: stolze 50.000 Euro. Ja, so viel wie für eine solide Mittelklasse-Limousine. Aber in der Stadtverwaltung heißt es, wir bekommen dafür nicht nur Bäume, Stauden und Blumen, sondern auch Staketenzäune, die an den Schrebergarten von Oma Erna erinnern sollen – urbanes Flair trifft auf Landlust.
Buntes Design, gemischte Reaktionen
Das Design? Auf dem Marktplatz gibt’s grüne und rote Kübel, während am Bahnhof knallige Blau-, Gelb- und Orangetöne dominieren. Das mag für Kunstliebhaber spannend sein, doch für die Kehler, die hier Tag für Tag hindurch müssen, ist es eher ein optisches Abenteuer. Die Reaktionen der Bürger sind… sagen wir mal, gemischt. Einige sehen in diesen Containern die Wiedergeburt von Babylon, nur ohne die Hängenden Gärten. Andere hingegen haben das Gefühl, dass diese Kübel mehr mit einem Hindernisparcours zu tun haben als mit urbaner Verschönerung. „Sollen wir hier flanieren oder einen Hindernisparcours absolvieren?“ fragt sich der ein oder andere Pendler.
Virtuelle Bäume: Die Zukunft ist jetzt – oder bald
Aber es wäre nicht Kehl, wenn es nicht noch eine kreative Komponente gäbe. Eine der Blumenboxen am Bahnhof wird demnächst von einer Stahlskulptur geschmückt, die virtuelle Bäume aus dem Smartphone wachsen lässt. Ja, ihr habt richtig gehört. Willkommen in der Zukunft, wo selbst die Bäume digitalisiert sind! Die App dazu gibt’s leider bisher nur für Apple-Nutzer – Android kommt irgendwann. Bis dahin freuen wir uns einfach über die analoge Natur, die vor unseren Augen so real wie nie erstrahlt – oder auch nicht.
Wird die grüne Revolution bleiben?
Ob die Container langfristig bleiben, ist übrigens fraglich. Der Plan sieht vor, erst einmal zu testen, wie gut die grünen Giganten bei den Menschen ankommen. Sollte sich herausstellen, dass sie die Stadt nicht in ein Tropenparadies verwandeln, können sie wieder verschwinden – flexibel eben. Wir bleiben gespannt und hoffen, dass uns diese grüne Revolution nicht noch länger auf den Füßen steht.