Symbolfoto
Sie sind zerknickt, bekritzelt und manchmal Kaffeeflecken-tragend – und doch retten sie seit mehr als 25 Jahren Geschichten vor dem Vergessen: meine Notizbücher.
Es gibt Menschen, die führen Tagebuch. Andere schreiben To-do-Listen. Ich führe Notizbücher. Nicht eins, sondern viele – verstreut in Taschen, auf Schreibtischen, in Schubladen, in Kisten. Manche sind voll, andere nur mit ein paar kryptischen Sätzen gefüllt, die vermutlich nur ich entschlüsseln kann.
Sie sind meine Lebensversicherung. In ihnen steht alles: Telefonnummern, Gesprächsfetzen, Zitate, die ich auf der Straße aufschnappte. Manchmal auch Skizzen, wenn Worte nicht reichen. Ein Blick hinein und ich weiß sofort wieder, wo ich war, wie es roch, wer neben mir stand.
Das digitale Zeitalter hat versucht, mir diese Gewohnheit auszutreiben. Apps, Sprachnotizen, Cloud-Dienste – alles schön und gut. Aber kein Smartphone kann mir den kleinen Stolz geben, wenn ich eine Seite mit handschriftlichen Beobachtungen fülle. Keine App hat diesen rauen Papiergeruch, wenn man hektisch blättert, um noch schnell ein Zitat zu retten.
Natürlich sind Notizbücher nicht unfehlbar. Sie verschwinden spurlos, tauchen Jahre später wieder auf. Doch selbst dann erzählen sie eine Geschichte – von der Hektik, dem Chaos, dem Improvisieren, das zu diesem Beruf gehört.
Ich behaupte: Ein Journalist ohne Notizbuch ist wie ein Bäcker ohne Mehl. Man kann es vielleicht irgendwie ersetzen, aber es schmeckt nie ganz gleich.
Journalismus, Nostalgie, Alltagsbeobachtungen, Werkstattbericht