Es ist Samstagabend, und ich stehe mitten im Weihnachtsmarktgetümmel. Ein laues Dezemberlüftchen weht – das heißt, es ist kalt genug, dass der Glühwein nicht nur angenehm wärmt, sondern absolut unverzichtbar ist. Über mir hängen Lichterketten, die festlich funkeln.
Zwischen Lichterglanz und Last-Minute-Geschenken
Schon von der Hauptstraße aus sieht man den Weihnachtsbaum vor der Friedenskirche. Er leuchtet stolz in die Nacht, fast so, als wolle er sagen: „Ich bin hier das Highlight, ignoriert die Wurstbuden!“ Leicht schief ist er vielleicht, aber niemand hier erwartet Perfektion. Und mal ehrlich – von unten betrachtet sieht er perfekt aus.
Die Marktstände haben seit dem Vormittag ihre Türen geöffnet und bieten fast alles, was das weihnachtliche Herz begehrt: handgefertigte Holzarbeiten, kunstvolle Kerzen und liebevoll dekorierte Kleinigkeiten, die sich ideal als Last-Minute-Geschenk tarnen lassen. Viele der Stände werden von lokalen Vereinen, Schulen oder karitativen Einrichtungen betrieben, was dem Ganzen eine gewisse Bodenständigkeit verleiht – so, als würde man nicht nur kaufen, sondern gleichzeitig etwas Gutes tun.
Natürlich gibt es auch reichlich Leckereien. Neben den obligatorischen Würstchen und Crêpes finde ich einen Stand mit gebrannten Mandeln, deren Duft recht verführerisch ist. Für mich ist es allerdings ein heißer Glühwein, der meine kalten Hände ganz gehörig wärmt, während ich durch die Menge schlendere.
Musik, Glühwein und ein Hauch von Nostalgie
Auf der Weihnachtsmarkt-Bühne spielt eine Popband. Das Bläserkonzert der Marlener Buebe habe ich leider verpasst – vermutlich genau das, was ich an einem solchen Abend gebraucht hätte. Dennoch liefert der junge Sänger auf der Bühne eine solide Leistung. Die Menge um mich herum ist von den Melodien recht angetan, während ich mir nicht sicher bin, ob ich vielleicht einfach ein Glühwein zu wenig hatte, um das richtig zu würdigen.
Und dann entdecke ich sie – die „Heiße Liebe“: Amaretto mit Sahnehaube und Kakaopulver. Aus einer Mischung aus Neugier und Höflichkeit probiere ich sie. Die erste Erkenntnis: Es ist warm. Die zweite: Ich bleibe lieber beim klassischen Glühwein.
Eltern schieben ihre Kinderwagen über den Marktplatz, während Jugendliche in Gruppen um Feuertonnen herumstehen und sich daran wärmen. Unverhofft trifft man alte Bekannte und schwelgt in Erinnerungen an längst vergangene Zeiten – für einen Moment fühle ich mich um 30 Jahre jünger.
Am Ende des Abends schlendere ich zurück nach Hause. Der Weihnachtsbaum strahlt noch immer. „Bis nächstes Jahr, gleicher Ort, gleiche Zeit“, sage ich ihm mit einem Augenzwinkern.
Am nächsten Morgen meldet sich mein Hals mit einem leichten Kratzen, als Erinnerung daran, dass man im Dezember keine halbstündigen Gespräche in eisiger Luft führen sollte. Aber was soll’s. Erkältungen vergehen, und die schönen Momente auf dem Weihnachtsmarkt bleiben. Zumindest bis ich nächstes Jahr wieder vor der Frage stehe: „Heiße Liebe“ oder doch lieber Glühwein?