Es gibt manchmal Geschichten, die schaffen es irgendwie, dass man sie den ganzen Sommer über hört und trotzdem nur die Hälfte mitbekommt. So auch die Sache mit dem alten Hallenbad in Kehl. Also, man wusste: Da ist was im Gange – irgendwas mit Abrissplänen und Fledermäusen, ein bisschen Stadtgespräch eben. Aber wer konnte schon ahnen, dass da eine richtig ausgewachsene Halloween-Story hintersteckt?

Neulich läuft mir ein Bekannter über den Weg, zwinkert und fragt mit diesem geheimnisvollen Grinsen, ob ich schon von der Halloween-Party im Hallenbad gehört hätte. Geister, Hexen? Klar, könnte passen. Doch er schüttelt den Kopf, spannt die Dramapause bis zum Zerreißen und raunt: „Fledermäuse. Hunderte! Und das mitten in Kehl.“

Die Fledermaus-Kolonie und ihre geheime Residenz

Es stellt sich heraus: Seit Jahren besetzt eine Fledermaus-Kolonie das Hallenbad. Wo für die meisten nur ein leeres, stillgelegtes Schwimmbad ist, haben 900 Fledermäuse das Gebäude als ihre persönliche „Batcave“ entdeckt. Risse im Beton für den bequemen Ein- und Ausflug, dunkle Nischen für den Winterschlaf und eine Atmosphäre, die sich irgendwo zwischen Spukvilla und verlassenem Freizeitpark einpendelt. Ein Paradies! Das Abrissdatum für das alte Bad rückt also in weite Ferne, denn wie sich herausstellt, hat die Fledermaus-Kolonie ihren Mietvertrag offenbar auf Lebenszeit unterschrieben.

Die Stadtverwaltung, mit dem Abrissplan in der einen und der Sorge um den Artenschutz in der anderen Hand, hat inzwischen die Initiative ergriffen. An den benachbarten Gebäuden hängen nun Designer-Fledermauskästen. Quasi Tiny Houses für die anspruchsvolle Fledermaus, die eigentlich nur eines tun muss: sich in ihre neue, moderne Residenz schwingen. Doch die kleinen Biester? Kaum eine Reaktion. Ein Umzug? Jetzt? Gerade, wo Halloween ansteht?

Man könnte fast meinen, sie hätten das als Anlass für eine Party verstanden. Kaum ist der Sommer vorbei, beginnen sie, die Spinnweben an den Betonwänden kunstvoll zu arrangieren, und schon läuft die Vorbereitung für die Halloween-Sause auf Hochtouren. Während drinnen die Feier schon in Schwung ist, steht die Stadtverwaltung draußen, starrt sehnsüchtig auf die Abrisspläne und muss mit ansehen, wie sich das Hallenbad in die exklusivste Fledermaus-Lounge weit und breit verwandelt.

Vielleicht ist es an der Zeit, das Hallenbad offiziell zur Fledermaus-Residenz zu erklären und die Abrissbirne in den Winterschlaf zu schicken. Denn eines ist sicher: Diese Halloween-Party wird in Kehl keiner so schnell vergessen. Das alte Hallenbad bleibt die erste Adresse für „Die Fledermaus“ – so lange, bis die Betonwände selbst sagen: „Jetzt reicht’s!“

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