Symbolfoto

Die Schlagzeilen entstehen vorne am Pult. Doch die eigentlichen Geschichten spielen sich oft in der dritten Reihe ab – dort, wo keiner so genau hinsieht.

Offiziell dauert eine Pressekonferenz vielleicht eine Stunde. Inoffiziell beginnt sie schon viel früher – und endet später. Zuerst der Aufbau: Ein Mann im grauen Pulli testet das Mikrofon und sagt „Test“ in einer Tonlage, die man sonst nur beim Vorlesen von IKEA-Anleitungen hört. Kabelschlangen kriechen über den Teppich, jemand stolpert drüber, fängt sich aber. Auf den Tischen stehen halbvolle Wasserflaschen und Tassen mit Kaffee, der schon eine Stunde auf seine Bestimmung wartet.

Die Kollegen trudeln ein. Manche blättern nervös in Notizblöcken, andere tippen bereits Sätze in ihre Laptops, die aussehen, als gehörten sie zu einem anderen Thema. Zwei Fotografen vergleichen stumm ihre Objektive, als wollten sie herausfinden, wessen Glas mehr Eindruck macht.

Dann beginnt der offizielle Teil. Vorne werden Zahlen genannt, Entscheidungen erklärt, Worte auf die Goldwaage gelegt. In der dritten Reihe dagegen wird geflüstert, gestikuliert, und einmal klingelt ein Handy – natürlich mit dem James Bond-Klingelton.

Als die Pressekonferenz endet, lösen sich die Reihen auf wie ein Pulk Vögel. Mikrofone werden abgebaut, der graue Pulli rollt Kabel ein. Die letzten Journalisten tippen noch hastig ihre letzten Zitate. Offiziell war es eine Stunde. Inoffiziell war es eine kleine Theateraufführung – mit Nebenrollen, die oft die spannendsten waren.

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