Es gibt sie für alles: fürs Wetter, für den Krieg, fürs Brotbacken, fürs richtige Atmen. „Experten“, so raunen Radio und Fernsehen, „Experten sagen …“ – und schon sollen wir uns sicher fühlen. Als ob da jemand mit einem weißen Kittel hinterm Mikro stünde, bereit, uns die Wahrheit direkt vom Olymp zu übermitteln.
Doch Hand aufs Herz: Wie oft lagen diese Stimmen aus dem Off schon daneben? „Experten warnen vor einer Jahrhundertflut“ – und es nieselt ein bisschen. „Experten prognostizieren das Ende des Bargelds“ – und der Bankomat spuckt fröhlich weiter Zwanziger. „Experten raten zu Hafermilch“ – und drei Monate später gilt sie als Klimakiller.
Orakel im Abendprogramm
Das Problem ist nicht der Experte an sich. Es ist das Wörtchen davor: „sagen“. Wer genau? Woher? Wieso? Namen und Quellen? Fehlanzeige. Hauptsache, die Nachrichtensprecherin kann mit ernster Miene in die Kamera schauen und dabei so tun, als sei gerade ein Stück Weltgeschichte verkündet worden.
Die Medien lieben diese Worthülse. Sie verleiht jedem Beitrag sofort eine Aura von Seriosität – und spart gleichzeitig die Mühe, jemanden beim Namen zu nennen. Es reicht, dass „Experten“ angeblich etwas gesagt haben, und schon ist die Schlagzeile fertig. Journalistische Recherche? Ach was. Eine Handvoll Silben tut’s auch.
Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass „Experten“ bloß das moderne Pendant zu den antiken Orakeln sind. Damals hieß es: „Das Orakel von Delphi spricht!“ Heute: „Experten sagen …“ Und das Publikum nickt andächtig, als sei eben göttliche Weisheit herabgerieselt. Mit freundlicher Unterstützung von TV, Radio und den einschlägigen Tageszeitungen.
Mein Rat? Immer skeptisch bleiben. Nicht alles schlucken, was die Mikrofone und Druckerpressen als Expertenkost servieren. Denn oft handelt es sich dabei weniger um Fachwissen, sondern um heiße Luft in seriöser Verpackung.
Oder, um es so zu sagen: Wenn die Experten wirklich alles wüssten, säßen sie längst nicht im Studio – sondern auf einer tropischen Insel, Cocktails schlürfend und von ihren richtigen Prognosen lebend. Und die Medien müssten endlich wieder selbst nachdenken.