Da ist es also wieder, das neue Jahr. Frisch gestrichen, noch unberührt – alles scheint möglich, sogar der absurde Glaube, dass die Menschheit es dieses Jahr schafft, mindestens eine Krise zu lösen, bevor zwei neue entstehen.

Aber warum ist ausgerechnet der Jahreswechsel der Moment, an dem wir kollektiv beschließen, uns neu zu erfinden? Hat der 1. Januar eine magische Energie? Ist es das Datum, an dem der Kosmos uns besonders aufmerksam zuhört, während wir „mehr Gemüse essen“ ins Universum murmeln?

Realistisch betrachtet ist der Jahreswechsel ein genauso willkürliches Ereignis wie die Wahl des Fernsehsenders an Silvester. Trotzdem starten wir mit Ambitionen, die so groß sind, dass sie kaum in die Überreste der Raclette-Pfännchen passen. Dabei ist es doch längst erwiesen, dass die meisten guten Vorsätze spätestens Mitte Januar in der Schublade landen, direkt neben alten Handyverträgen und der Anleitung für den defekten Toaster.

Natürlich gehört zum neuen Jahr auch die obligatorische Rückschau. Was bleibt von 2024? Ein paar Erinnerungen an Dinge, die wir nicht getan haben, Chancen, die wir nicht ergriffen haben, und Netflix-Serien, die wir nie zu Ende geschaut haben. Aber das macht nichts, es gibt ja immer eine zweite Staffel.

Vielleicht sollten wir das neue Jahr nicht als Projekt, sondern als Experiment betrachten. Statt unrealistische Ziele zu setzen, könnten wir uns dafür entscheiden, einfach nur ein bisschen entspannter und gelassener zu sein als im letzten Jahr. Ein wenig mehr Humor, ein wenig weniger Drama und vor allem: ein wenig mehr Nachsicht mit uns selbst und der Welt. Und wenn das nicht klappt, dann reicht vielleicht auch mal ein guter Espresso. Oder einfach die Erkenntnis, dass das Leben mit all seinen kleinen Katastrophen doch ziemlich spannend bleibt.

Willkommen 2025 – mögest du uns gnädig sein!

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