Symbolfoto

Ganz hinten sitzt man nicht nur weit weg von der Bühne – man sieht das Publikum. Und das kann spannender sein als das Stück selbst.

Die letzte Reihe hat ihren eigenen Charme. Man sitzt nicht im Rampenlicht der Aufmerksamkeit, sondern in einem sicheren Schatten. Von hier aus kann man die Bühne sehen – und die Menschen, die sie betrachten.

Es gibt die Hochkonzentrierten, die jede Nuance aufsaugen, als hinge ihr Leben davon ab. Die Lehnen-Kauer, die sich im Sitz zusammenrollen, wenn die Handlung sie packt. Die heimlichen Uhrengucker, die hoffen, dass der Vorhang bald fällt.

Von hinten sieht man kleine Dramen: Das verstohlene Händehaltend eines Paars, das die Kinder zuhause gelassen hat. Das diskrete Gähnen des Kulturabonnenten, der gestern schon in der Oper saß. Das Suchspiel der Blicke, wenn ein Darsteller den Saal anspricht und niemand genau weiß, wer gemeint ist.

Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum ich gern hinten sitze: Hier kann ich zwei Stücke gleichzeitig sehen. Das auf der Bühne – und das im Publikum. Und manchmal gewinnt das zweite.

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