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Pressekonferenzen sind selten Orte großer Poesie. Doch manchmal bleibt ein Satz hängen, lange nachdem die Mikrofone ausgeschaltet sind.

Die meisten Pressekonferenzen sind wie Zugfahrten: Man steigt ein, hört sich an, was es zu hören gibt, macht sich Notizen – und steigt wieder aus. Was bleibt, sind Fakten, O-Töne, vielleicht ein halber Satz für die Überschrift.

Doch dann gibt es diese seltenen Momente, in denen ein Satz im Raum hängen bleibt wie der Rauch einer Zigarette. Nicht, weil er besonders gut formuliert wäre. Sondern, weil er einen Ton trifft, den man nicht erwartet hat. Plötzlich hört man nicht mehr nur zu – man horcht.

Ich erinnere mich an einen Bürgermeister, der mitten im routinierten Vortrag innehielt und sagte: „Am Ende müssen wir alle mit dem leben, was wir entschieden haben.“ Kein PR-Geschwurbel, keine Ausweichformel. Nur ein Satz, der so still war, dass er den ganzen Raum lauter machte.

Für Journalistinnen und Journalisten sind solche Momente Gold. Sie stehen nicht im offiziellen Pressetext, sie lassen sich nicht in eine Bullet-Point-Liste pressen. Sie sind die kleinen Splitter, an denen man erkennt, wie nah man am Menschen ist – selbst in einer Inszenierung wie der Pressekonferenz.

Und so geht man hinaus, tippt den Text, überlegt, ob man diesen Satz überhaupt verwenden darf. Und am Ende steht er da, vielleicht etwas verkürzt, vielleicht leicht eingeordnet – aber immer noch mit diesem Nachhall, der länger wirkt als jede vorbereitete Floskel.

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