Kürzlich war ich wieder einmal in der Kehler Innenstadt unterwegs und habe nach vertrauten Ecken und Plätzen gesucht. Doch was ich dort vorfand, hat mich wirklich überrascht. Einst war diese Gegend so belebt und pulsierend, aber jetzt wirkte sie wie eine vergessene Melodie aus vergangenen Tagen. Es war, als würde ich nach langer Abwesenheit eine alte Freundin treffen, deren Gesicht von den Spuren des Lebens gezeichnet ist. Die Straßen waren trotz des geschäftigen Treibens blass und müde, manche Fenster schienen von einem Schleier des Vergessens verhüllt zu sein. Da drängte sich mir die Frage auf: Was ist hier nur geschehen?
Mit der jüngsten Ankündigung der Insolvenz von Sport Hahn in der Kehler Hauptstraße wird einmal mehr deutlich, dass sich die Zeiten ändern. Sicher, der Online-Wettbewerb mag eine Rolle spielen, aber die Gründe für den spürbaren Niedergang unserer Hauptstraße sind vielfältiger. Die Enttäuschung darüber, dass Qualität und Service allein nicht ausreichen, um Kunden aus Frankreich und der Umgebung anzulocken, liegt spürbar in der Luft. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Kehl birgt ein Potenzial in sich, das wir nutzen können.
Auch für mich, der ich die Kehler Geschäfte meist nur im Rahmen journalistischer Arbeit besuche, ist die Dringlichkeit der Lage offenkundig. Der Gemeinderat, die Stadtverwaltung, das Stadtmarketing, die Einzelhändler und die Bürgerinnen und Bürger von Kehl sind gleichermaßen gefordert, gemeinsam für die Wiederbelebung unserer Hauptstraße einzutreten und eine neue Stadtkultur zu schaffen.
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor sind zweifellos die exorbitanten Mietpreise in der Kehler Innenstadt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Vermieter der Räume und Lokalitäten entlang der Hauptstraße oft selbst Kehlerinnen und Kehler sind, die beträchtliche Einnahmen aus ihren Vermietungen generieren. Natürlich haben sie das Recht, ihre Einkünfte zu maximieren, doch sollten sie sich bewusst sein, dass sie eine gewisse Verantwortung gegenüber ihrer Stadt tragen. Wir alle sind in diesem Boot namens Kehl, und wenn die Mieten derart astronomische Höhen erreichen, dass selbst etablierte Geschäftsleute ins Wanken geraten, schadet es letztendlich uns allen.
Niemand kann sich der Verantwortung entziehen, und jeder sollte seinen Beitrag leisten, um die Attraktivität unserer Stadt wiederherzustellen. Es geht dabei nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch um die Identität unserer Stadt. Was wir wirklich benötigen, ist eine Kehler Innenstadt, die lebenswert ist, in der sich jeder Bürger wohl und heimisch fühlen kann. Dies erfordert nicht nur Unterstützung für den Einzelhandel, sondern auch Investitionen in die Infrastruktur und vor allem in die kulturelle Vielfalt unserer Stadt.
„Hast Du auch das Gefühl, dass die Kehler Hauptstraße in den vergangenen Jahren an Attraktivität verloren hat?
Hinterlasse unten einen Kommentar und verrate es mir.“