Symbolfoto
Das Stück ist gespielt, der Applaus verklungen, und dann schwappt die Menge ins Foyer. Es ist ein Moment des Übergangs – zwischen Kunst und Alltag, zwischen gespielter Wirklichkeit und echtem Leben.
Hier beginnt das zweite Stück: das Gespräch. Die Darsteller stehen noch im Kostüm, manche mit feuchten Haaren, andere mit Resten von Schminke in den Augenwinkeln. Die Gäste haben noch Programme in der Hand, die wie kleine Fahnen wirken, mit denen man Zustimmung oder Missfallen signalisieren kann.
Man hört Sätze wie „Mutige Regieentscheidung!“ und fragt sich, ob das nun ein Lob oder eine höfliche Ausweichfloskel ist. Man sieht alte Bekannte, die sich an einem Gläschen Sekt festhalten, als hinge ihre gesellschaftliche Existenz daran. Und immer ist da diese feine Spannung: Keiner will als Erster sagen, was er wirklich denkt.
Für uns Journalisten ist dieser Moment Gold wert. Man fängt Blicke auf, die mehr erzählen als Worte. Man notiert sich Halbsätze, die am nächsten Morgen zum Aufhänger werden. Man fragt – scheinbar beiläufig – nach dem Lieblingsmoment des Abends und hört in der Antwort oft mehr Kritik als im direktesten Verriss.
Das Gespräch nach der Premiere ist wie ein zweiter Spiegel: Es zeigt nicht nur, wie das Stück gewirkt hat, sondern auch, wie das Publikum sich selbst sehen will – als Kenner, als Unterstützer, als Kritiker. Und manchmal, ganz selten, passiert es, dass man merkt: Heute Abend ist nicht nur ein Stück zu Ende gegangen, sondern eine kleine Geschichte entstanden, die nie auf einem Spielplan stand.